Die Zeugnisse der Wikingerzeit ( 790–1070 n. Chr. )

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Die Wikingerzeit (ca. 790 –1070 n. Chr.) war eine Epoche des Wandels, der Entdeckungen und der kulturellen Vernetzung. Obwohl sie oft mit Raubzügen und Kriegszügen in Verbindung gebracht wird, hinterließen die Wikinger auch ein reiches kulturelles Erbe, das bis heute in zahlreichen Fundstücken, Monumenten und schriftlichen Quellen sichtbar ist. Diese Zeugnisse der Wikingerzeit liefern uns tiefe Einblicke in das Leben, Denken und Wirken dieser nordischen Gesellschaft – von Alltag und Handwerk bis hin zu Religion, Handel und Macht.

 

Archäologische Funde

Die wichtigsten Zeugnisse der Wikingerzeit sind archäologischer Natur. In Skandinavien, aber auch in Gebieten, in denen die Wikinger siedelten oder Handel trieben, wurden zahlreiche Grabstätten, Siedlungen und Alltagsgegenstände ausgegraben. Dazu gehören:

Langhäuser mit Feuerstellen, Werkplätzen und Vorratsräumen
Schiffsgräber wie in Oseberg und Gokstad (Norwegen), die reich ausgestattete Bestattungen zeigen
Waffen und Rüstungen, darunter Schwerter mit kunstvollen Gravuren
Schmuckstücke aus Silber, Gold und Bronze, oft mit Tiermotiven verziert
Handwerksgeräte und Alltagsgegenstände wie Nadeln, Messer, Spielsteine oder Musikinstrumente

Diese Funde zeigen, dass die Wikinger nicht nur Krieger, sondern auch geschickte Handwerker, Händler und Künstler waren.

 

Runensteine und Inschriften

Einzigartige schriftliche Zeugnisse der Wikingerzeit sind die Runensteine, die vor allem in Schweden und Dänemark verbreitet sind. Diese aufgerichteten Steine tragen Inschriften in Runenschrift – der alten Schriftform der Germanen. Sie erzählen von Reisen, Toten, Heldentaten oder religiösen Bekenntnissen.

Viele Runensteine dienten dem Andenken Verstorbener, wurden aber auch als Zeichen von Macht oder zur Darstellung familiärer Abstammung aufgestellt. Die berühmten Jelling-Steine in Dänemark gelten als „Taufurkunde“ des Landes und zeigen die Christianisierung der Wikingerzeit.

 

Schriftliche Quellen

Obwohl die Wikinger selbst kaum längere Texte hinterließen, gibt es dennoch schriftliche Zeugnisse der Wikingerzeit – vor allem durch die Aufzeichnungen ihrer Zeitgenossen und Nachfahren. Besonders wertvoll sind:

Die isländischen Sagas – literarische Erzählungen aus dem 12.–14. Jahrhundert, die das Leben großer Wikinger-Familien beschreiben
Die Edda – eine Sammlung mythologischer und heroischer Lieder aus der nordischen Tradition
Chroniken christlicher Mönche, z. B. aus England oder Franken, die von Raubzügen und Kontakten berichten
Handels- und Reiseberichte, z. B. von arabischen Reisenden wie Ahmad Ibn Fadlān, der eine Gruppe von Warägern (osteuropäischen Wikingern) beschrieb

Diese Quellen sind oft gefärbt durch religiöse oder kulturelle Vorurteile, geben jedoch wichtige Hinweise auf das Leben und das Wirken der Wikinger.

 

Bauwerke und Spuren in der Landschaft

Auch heute noch sichtbar sind bauliche Zeugnisse der Wikingerzeit:

Ringburgen wie Trelleborg in Dänemark, mit perfekter Geometrie und militärischer Funktion
Häfen und Handelsplätze wie Hedeby, Birka oder Ribe
Grabhügel und Kultstätten, die auf religiöse Praktiken und gesellschaftliche Hierarchien hinweisen

In vielen skandinavischen Orten wurden zudem Rekonstruktionen errichtet, um das Leben in der Wikingerzeit erlebbar zu machen – oft auf Basis archäologischer Funde.

 

Zusammenfassung

Die Zeugnisse der Wikingerzeit sind vielfältig: Sie reichen von kunstvoll gefertigten Schwertern und Schmuckstücken über Runensteine bis hin zu den Sagas und archäologischen Grabungen. Gemeinsam ergeben sie ein vielschichtiges Bild einer Kultur, die weit mehr war als nur kriegerisch. Sie zeigen eine Gesellschaft, die handwerklich versiert, religiös vielschichtig, weltoffen und kulturell bedeutend war – und deren Spuren bis heute fortleben.