So sahen echte Wikinger aus - Aussehen der Wikinger

So sahen echte Wikinger aus - Aussehen der Wikinger 3 Minuten lesen

Wenn man an Wikinger denkt, entstehen sofort Bilder in unseren Köpfen: bärtige Krieger mit Helmen, Fellumhängen und wilden Blicken. Doch wie realistisch ist dieses Bild? Moderne Forschung, archäologische Funde und genetische Analysen geben heute ein deutlich differenzierteres Bild vom echten Aussehen der Wikinger – weit entfernt von Klischees aus Serien und Hollywood.

 

Körperbau: Kräftig, aber nicht übermenschlich

Wikinger waren meist kräftig gebaut – aber nicht riesenhaft. Die durchschnittliche Körpergröße lag bei Männern um die 1,70 bis 1,73 Meter, bei Frauen etwas darunter. Das ist für die damalige Zeit durchaus stattlich, aber nicht außergewöhnlich. Ihre körperliche Stärke resultierte vor allem aus harter Arbeit, Kriegszügen und einem Leben im Freien – kein Fitnessstudio, aber tägliche körperliche Belastung.

 

Haare, Bärte und Bartpflege

Eines der auffälligsten Merkmale war der Bart – viele Wikinger trugen Bart, doch nicht zwangsläufig wild und ungepflegt. Im Gegenteil: Kämme, Rasiermesser und Pinzetten aus Grabfunden belegen, dass Körperpflege wichtig war. Die Haare wurden meist lang getragen, oft mit einem einfachen Stirnband oder geflochten, je nach Region und Mode.

Was Haarfarben betrifft, waren blonde, rötliche und hellbraune Töne weit verbreitet. In manchen Quellen heißt es sogar, dass Wikinger sich die Haare mit Seife oder Asche aufhellten – möglicherweise aus Modegründen oder um Läuse abzutöten.

 

Kleidung: Praktisch, farbenfroh, regional unterschiedlich

Auch wenn moderne Darstellungen Wikinger oft in dunklen Fellumhängen zeigen, war ihre Kleidung in Wahrheit oft farbig, funktional und gut verarbeitet. Archäologische Textilfunde zeigen den Einsatz von:

  • Wolle (am häufigsten)
  • Leinen (für Untergewand oder Hemd)
  • Pelz und Leder (für Wärme und Schutz)

Farbstoffe wie Waid (blau), Krapp (rot) und Birkenrinde (braun) zeigen, dass Wikinger gern Farbe trugen, sofern sie es sich leisten konnten. Aufwendige Stickereien, Fibeln, Broschen oder Gürtel mit Metallbeschlägen unterstrichen den sozialen Status.

 

Körperpflege und Schmuck

Anders als das Klischee vom „schmutzigen Barbaren“ waren Wikinger überraschend reinlich. Wöchentliche Bäder (meist samstags – daher das englische „Saturday“, Laugardagr im Altnordischen) und zahlreiche Hygiene-Werkzeuge wie Kämme, Ohrreiniger und Pinzetten sind archäologisch gut belegt.

Männer und Frauen trugen Schmuck – Armreifen, Ringe, Anhänger, Amulette und kunstvoll gearbeitete Broschen. Diese Gegenstände waren aus Bronze, Silber oder Gold gefertigt und oft mit nordischen Symbolen wie Mjölnir (Thors Hammer) oder Tiermotiven versehen.

 

Hautfarbe und Genetik: Skandinavisch, aber gemischt

Moderne DNA-Analysen von Skeletten aus der Wikingerzeit zeigen: Das Aussehen der Wikinger war vielfältiger, als lange angenommen. Viele hatten die typischen mitteleuropäischen Merkmale (helle Haut, blaue oder grüne Augen, helle bis rotblonde Haare), doch es gab auch:

dunkelhaarige Wikinger, besonders aus südlichen Regionen Norwegens oder von Handelsrouten
Menschen mit slawischen, keltischen oder sogar orientalischen Einflüssen, etwa durch Sklavenhandel, Migration oder Vermischung bei Fernreisen

Kurz: Nicht jeder Wikinger war blond und blauäugig – das echte Aussehen der Wikinger war regional unterschiedlich und genetisch durchmischt.

 

Helme und Rüstungen: Kein Hörnerhelm!

Der berühmte Hörnerhelm ist ein Produkt der Romantik des 19. Jahrhunderts – nicht der Wikingerzeit. Kein einziger archäologischer Fund belegt, dass Wikinger Helme mit Hörnern trugen. In Wahrheit waren Wikingerhelme schlicht und funktional – aus Eisen, mit Nasenschutz, teils mit Kettenhaube, aber ohne Zier.

Rüstungen bestanden meist aus dicker Wolle, Leder und Kettenhemden – sofern man sich das leisten konnte. Der Durchschnittskrieger trug eher Schild und Axt als vollständige Panzerung.

 

Zusammenfassung

Das echte Aussehen der Wikinger war vielseitig, gepflegt und oft weit stilvoller, als viele Darstellungen vermuten lassen. Sie waren keine barbarischen Wilden, sondern stolze, oft modebewusste Menschen mit Sinn für Hygiene, Schmuck und handwerklich anspruchsvolle Kleidung. Und auch wenn sie auf dem Schlachtfeld gefürchtet waren – im Alltag trugen sie keine Hörnerhelme, sondern klare Strukturen, praktische Kleidung und eine überraschende Liebe zum Detail.