Wikinger Langhäuser - Bauweise, Nutzung und Funde

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Wikinger Langhäuser waren die typischen Wohn- und Gemeinschaftsbauten der skandinavischen Bevölkerung während der Wikingerzeit (ca. 800–1050 n. Chr.). Sie prägten das Erscheinungsbild vieler Siedlungen in Norwegen, Dänemark, Schweden, Island und Grönland. Als zentrale Lebensräume erfüllten sie vielfältige Funktionen und geben bis heute Einblick in das Alltagsleben der Wikinger.

 

Was war ein Wikinger Langhaus?

Ein Langhaus der Wikinger war ein längliches, meist rechteckiges Gebäude mit einer Länge zwischen 15 und über 70 Metern. Die Breite lag häufig bei 5 bis 7 Metern. Das Dach war in der Regel steil geneigt, um Regen und Schnee besser abfließen zu lassen, und ragte seitlich weit über die Wände hinaus.

Die tragende Konstruktion bestand aus senkrechten Holzpfosten, die tief in die Erde eingelassen wurden. Zwischen diesen Pfosten wurden Bohlen oder Wände aus Flechtwerk und Lehm angebracht. In einigen Regionen nutzte man zusätzlich Torf oder Grassoden zur Isolierung. Das Dach wurde mit Reet, Holzschindeln oder Torf gedeckt – abhängig von regionalen Gegebenheiten und verfügbaren Materialien.

 

Nutzung und Aufteilung im Inneren

Wikingerhäuser waren multifunktional. Sie dienten als Wohn-, Arbeits-, Lager- und Versammlungsort. In der Mitte des Hauses befand sich eine offene Feuerstelle, die als Wärmequelle und zum Kochen genutzt wurde. Eine Öffnung im Dach oder der Verzicht auf vollständige Abdichtung sorgte für Rauchabzug.

Entlang der Seitenwände befanden sich erhöhte Schlaf- und Sitzplätze. In größeren Häusern gab es unter Umständen auch separate Räume oder durch Wände abgetrennte Bereiche für Lagerung oder Tierhaltung. In kleineren Häusern lebten Menschen und Tiere häufig unter einem Dach, besonders im Winter.

 

Gesellschaftliche Bedeutung

Wikinger Langhäuser waren auch Ausdruck sozialer Hierarchien. Während einfache Bauern kleinere Häuser nutzten, verfügten wohlhabende Familien oder lokale Anführer (Jarls) über große, kunstvoll ausgestattete Gebäude. Diese konnten Gäste beherbergen, Feste ausrichten oder als politische Versammlungsorte dienen.

In ländlichen Regionen bestanden Höfe meist aus einem Langhaus und mehreren Nebengebäuden wie Vorratslagern, Ställen oder Werkstätten. In städtischen Siedlungen wie Haithabu waren Wikingerhäuser hingegen oft kleiner und standen dichter beieinander.

 

Archäologische Erkenntnisse

Unser Wissen über Häuser der Wikinger stammt größtenteils aus archäologischen Ausgrabungen. Bedeutende Fundstellen befinden sich unter anderem in:

  • Borg (Norwegen): Hier wurde das bisher größte bekannte Wikinger Langhaus entdeckt – rund 83 Meter lang.

  • Lejre (Dänemark): Zentrum eines frühmittelalterlichen Machtzentrums mit mehreren monumentalen Langhäusern.

  • Skandinavische Siedlungen in Island und Grönland: Hier zeigen sich regionale Anpassungen, z. B. Torfhäuser wegen fehlender Wälder.

  • L’Anse aux Meadows (Kanada): Die einzige bisher bekannte Wikingersiedlung in Nordamerika mit Überresten von Langhäusern.

Diese Funde ermöglichen detaillierte Rekonstruktionen von Grundriss, Baumaterialien und Nutzung. Auch kleinere Gegenstände wie Webgewichte, Werkzeuge und Tierknochen liefern Hinweise auf das Leben in einem Wikingerhaus.